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Warum die Fleischindustrie nicht nur während Corona Anlass zur Sorge gibt

Aktuell gelten Schlachthöfe als Hotspots für SARS-CoV-2-Neuinfektionen. Schlechte Arbeitsbedingungen sowie ungeeignete Unterbringungsmöglichkeiten für die Angestellten stehen im Fokus der Diskussion, Bundesarbeitsminister Heil will daher strengere Regeln und Auflagen für die Fleischindustrie einführen. So prekär dies im Angesicht der Coronapandemie auch ist, umso deutlicher macht es genau die Missstände, die seit Jahren in der Branche existieren. Und das nicht nur zulasten der Arbeitnehmer.

Gehalt unter dem Mindestlohn, überfüllte Sammelunterkünfte, in denen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln kaum einzuhalten sind, wenig Erholung für kranke Mitarbeiter, unzureichende Vorsichtsmaßnahmen: Insbesondere in Zeiten der Coronakrise machen sich die schlechten Arbeitsbedingungen in Schlachtbetrieben bemerkbar. Epidemiologisch gesehen sind diese eine echte Gefahrenquelle und bringen aktuell eine Vielzahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus hervor. So sind Hunderte Mitarbeiter in deutschen Betrieben mit dem Virus infiziert. 




Die Missstände der Branche sind seit langem bekannt. Dass sie nun, da sie durch das Risiko der Virusübertragung eine Bedrohung für die Allgemeinheit darstellen, angegangen und verbessert werden sollen, ist unabdingbar – zeigt jedoch auch eklatante Mängel in der Wertschätzung einer gesamten Industrie auf. Und nicht zuletzt derer, die am meisten unter deren Bedingungen zu leiden haben: der Tiere.




Der Bedarf an Arbeitskräften in der Fleischindustrie ist riesig: Immerhin liegt der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch bei 60 Kilogramm pro Jahr. Da die Preise für die Fleischprodukte dabei gering ausfallen, ist es wenig verwunderlich, dass die Bedingungen der Branche häufig mangelhaft sind. Oft gehören bis zu 50 Prozent der Beschäftigten in Schlachthöfen zu Fremdfirmen, die zum Teil aus nicht mehr als einem Briefkasten bestehen. Diese Arbeiter wohnen in Sammelunterkünften mit mehreren Personen, arbeiten auf engstem Raum, zu unfairen Löhnen. Unlängst gab es Forderungen, z. B. von den Grünen und der SPD, die Betriebe besser zu kontrollieren, um den Arbeitsschutz zu wahren. Der Teil der Kontrollen, die auf Eigeninitiative durchgeführt werden, hat dabei zwischen 2008 und 2018 um mehr als die Hälfte abgenommen.  

Die Branche hingegen lehnt härtere Vorgaben ab – und sieht die Arbeitsbedingungen nicht als Hauptverursacher der Coronafälle. Würde zudem zum Beispiel eine Einzelunterbringung der Arbeiter vorgeschrieben werden, fielen höhere Wohnungsmieten an: Viele Betriebe wären dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig.

Eine Frage des Preises




Wie Greenpeace in einem Bericht Anfang 2020 darlegt, scheint das Geschäft mit Billigfleisch für Supermärkte zu funktionieren. Fleisch- und Wurstprodukte werden zu günstigen Preisen in Prospekten beworben und dienen dabei als eine Art Lockmittel für den Verbraucher. Dass auf genau diese Produkte eine Mehrwertsteuer von nur 7 Prozent erhoben wird, wohingegen tierfreundlichere Alternativen wie Tofu oder Hafermilch mit 19 Prozent besteuert werden, ist laut der Umweltschutzorganisation ein Grund dafür, warum Fleisch bei uns auch im internationalen Vergleich so billig ist. Greenpeace hat in diesem Zusammenhang das Angebot führender Supermarktketten geprüft – mit einem ernüchternden Ergebnis:

„Rund 88 Prozent des Frischfleischs der Supermarkt-Eigenmarken stammt von Tieren, die unter qualvollen und häufig nach Greenpeace-Bewertung gesetzeswidrigen Bedingungen gehalten wurden, gekennzeichnet als Haltungsform 1 oder 2.“

Auch die Ambitionen der Supermärkte, in Zukunft weniger billiges Fleisch anzubieten, seien gering. Dabei wäre genau dies essenziell, um wesentlich zu einer besseren Tierhaltung beizutragen.  




Während eine andere Erhebung von Greenpeace verdeutlicht, dass sich 85 Prozent der Bürger für Steuern oder Abgaben auf Fleisch und Wurst aussprechen, sofern diese eine Verbesserung der Tierhaltung erwirken, sorgen sich vor allem Landwirte um die Existenz ihrer Höfe. Aufgrund des Wettbewerbsdrucks der Branche können auch sie oft nur durch Masse und industrielle Produktion mithalten. Dabei wird beispielsweise billigeres Futter aus Südamerika verfüttert, die Tiere werden schneller gemästet, haben keinen Auslauf, wenig Tageslicht, kaum Beschäftigungsmöglichkeiten.

Der Ertrag lohnt sich laut Greenpeace dennoch kaum für die Betriebe. Demnach bringe ein Kilogramm Schweinefleisch lediglich 1,60 Euro ein – kaum genug, um die Kosten zu decken. Niedrigpreise und Konkurrenz geprägt von Niedriglohnarbeitern erschweren den Wettbewerb zusehends.




An dieser Stelle ist es unerlässlich, dass die Politik geeignete Rahmenbedingungen schafft, sowohl für die Arbeiter als auch für eine bessere Tierhaltung allgemein. Denn die Mängel der Fleischindustrie sollten nicht allein aufgrund der Coronakrise Anlass zur Besorgnis geben – auch langfristig gesehen muss ein Umdenken in Sachen Billigfleisch geschehen.

Für die Tiere, die Angestellten der Branche und nicht zuletzt auch für unsere Gesundheit. Immerhin bieten schlechte Arbeitsverhältnisse, überladene Ställe sowie multiresistente Keime durch Antibiotika einen optimalen Nährboden für Krankheitserreger – auch über das Coronavirus hinaus.

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